Sonntag, 22. April 2012

Morbus Menière


Als Morbus Menière bezeichnet man eine Innenohrerkrankung, die durch das anfallsartige Auftreten von Drehschwindel sowie einer einseitigen Hörminderung mit Ohrgeräuschen gekennzeichnet ist.
Das Innenohr besteht aus der Hörschnecke und dem auch als
Labyrinth bezeichneten Gleichgewichtsorgan (Quelle: Hennig AM)
Die genaue Ursache der nach dem Erstbeschreiber Prosper Menière benannten Erkrankung ist noch weitgehend ungeklärt. Man vermutet eine akute Drucksteigerung der Innenohrflüssigkeit (Endolymphhydrops), wodurch die Sinneszellen im Hör- und Gleichgewichtsorgan stark gereizt werden. Zu Beginn der Erkrankung erholen sich die Zellen nach dem Anfall wieder. Durch wiederholte Anfälle kann es im Laufe der Jahre jedoch zu einer Dauerschädigung des Innenohres mit einem Hörverlust, chronischen Ohrgeräuschen und Gleichgewichtsstörungen kommen.

Eine ursächliche Behandlung, die zu einer endgültigen Ausheilung der Erkrankung führt, ist nicht bekannt. Die Anfälle können jedoch mit einer medikamentösen Therapie mit dem Wirkstoff Betahistin weitgehend verhindert werden. In klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass dabei in Einzelfällen auch deutlich höhere Dosierungen als in der Packungsbeilage angegeben erforderlich sein können. Vermehrte Nebenwirkungen traten dabei nicht auf.

Die früher teilweise empfohlenen Operationsverfahren zur Ausschaltung des betroffenen Gleichgewichtsorgans sind heute nur noch in Ausnahmefällen notwendig.

Ist es schon zu Dauerschäden gekommen, können die Beschwerden dennoch durch hörverbessernde Maßnahmen, Schwindeltraining und eine effektive Tinnitus-Behandlung gebessert werden.

In jedem Fall ist bei Verdacht auf einen Morbus Menière eine HNO-fachärztliche Abklärung zur Sicherung der Diagnose und zur Einleitung einer effektiven Behandlung notwendig. Wichtige Hinweise ergeben dabei neben dem Hörtest, wo es im Gegensatz zum Hörsturz charakteristischerweise zunächst zu einer Schädigung im Tieftonbereich kommt, vor allem Untersuchungen des Gleichgewichtsorgans (VNG und VEMP). Aufgrund der zwischenzeitlichen Erholung der Sinneszellen können bis zur endgültigen Diagnose mehrfache Untersuchungen notwendig sein.


Autor: Dr.Uso Walter